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Hamid Reza Yousefi & Klaus Fischer (Hg.)

Die Idee der Toleranz in der Interkulturellen Philosophie

Eine Einführung in die angewandte Religionswissenschaft

Hamid Reza Yousefi /
Klaus Fischer (Hg.):
Die Idee der Toleranz in der Interkulturellen Philosophie. Eine Einführung in die angewandte Religionswissenschaft.
Nordhausen: Bautz, 2003.
(Bausteine zur Mensching-Forschung 3) 230 Seiten
ISBN 3-88309-124-3
book cover
Verlag Traugott Bautz:
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Bezugnehmend auf die Arbeiten des Religionswissenschaftlers Gustav Mensching (1901-1978) wird in elf Beiträgen von thematisch und methodisch großer Bandbreite über die Bedeutung der Toleranz im interkulturellen und interreligiösen Miteinander nachgedacht. Als Leitdifferenz fungiert Menschings Gegenüberstellung von formaler (d.h. abgrenzender) und inhaltlicher (anerkennender) Toleranz. Sofern sich die in einem weiten Sinne philosophischen Beiträge auf diese Unterscheidung beziehen, geben sie letzterer Bedeutung den Vorzug, verzichten jedoch fast vollständig auf eine tiefer gehende Problematisierung. Eine wohltuende Ausnahme ist der Beitrag »Das interkulturelle Subjekt« von Ralf Becker.

Die augenscheinliche Dialektik der Toleranz – die zu Indifferenz zu verkommen droht, wenn sie nicht begründet und, das heißt, notwendigerweise in ihrer Geltung begrenzt wird – findet zwar auch in den Beiträgen von Peter Welsen (»Toleranz als Problem der Religionsphilosophie«) und Ram Adhar Mall (»Interkulturelle Philosophie und die Idee der Toleranz«) gelegentliche Erwähnung, aber wo die philosophischen Implikationen bezüglich des Problems interkultureller Verständigung hätten entfaltet werden müssen, wird der Leser entweder mit Gemeinplätzen und Schlagworten (»Pluralismus«) oder vage formulierten Dogmen (»Sprache bestimmt das Denken, aber nicht ganz«) abgespeist.

Eine Diskussion bereits vorliegender Konzepte zu Fremdwahrnehmung, interkultureller Verständigung und dem Problem der Anerkennung findet bezeichnenderweise lediglich in einem Beitrag über Interkulturalität und Pädagogik (Eva Eirmbter-Stolbrink) statt. So entsteht bei aller Toleranz der Eindruck einer ärgerlich selbstgenügsamen Philosophie, die den konzeptionellen Notstand interkulturellen Denkens einmal mehr bezeugt, ohne ihm Abhilfe zu verschaffen.

Stephan Schmidt

polylog. Forum für interkulturelle Philosophie 5 (2004).
Online: http://lit.polylog.org/5/syfss-de.htm
ISSN 1616-2943
Autor: Stephan Schmidt, Berlin (Deutschland)
© 2004 Autor & polylog e.V.
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