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Henrik Jäger (Hg.)

Mit den passenden Schuhen vergisst man die Füße …

Ein Zhuangzi-Lesebuch

Henrik Jäger (Hg.):
Mit den passenden Schuhen vergisst man die Füße … Ein Zhuangzi-Lesebuch.
Aus dem Chinesischen von Henrik Jäger.
Freiburg/Br. – Basel – Wien: Herder, 2003.
156 Seiten
ISBN 3-451-05037-4
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Verlag Herder:
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Das wahre Buch vom südlichen Blütenland des altchinesischen Dichter-Philosophen Zhuangzi (Dschuang Dsi, ca. 369-286 v.u.Z.) ist neben dem weitaus bekannteren Daodejing des Laozi eines der beiden Grundbücher des so genannten philosophischen Daoismus und darüber hinaus »eines der unterhaltsamsten und zugleich tiefsten Bücher der Welt« (A. Waley). Dennoch ist bisher noch keine vollständige deutsche Übersetzung von Zhuangzi im Buchhandel erhältlich. Ein wichtiger Beitrag zur Entdeckung des bei uns noch immer weitgehend unbekannten Klassikers ist das Anfang 2003 unter dem Titel Mit den passenden Schuhen vergisst man die Füße … erschienene Zhuangzi-Lesebuch von Henrik Jäger.

Das sehr lesenswerte Büchlein enthält zunächst eine instruktive Einführung (Warum Zhuangzi lesen? Zur Geschichte des Zhuangzi. Aus welchen Quellen schöpfte Zhuangzi? Wie hat Zhuangzi geschrieben? Chinesische Philosophie für uns?). Es folgen sieben thematisch gegliederte Hauptkapitel. Sie enthalten schöne, mit Erläuterungen versehene Textstücke aus dem Zhuangzi, darunter auch die bekannten Geschichten vom Schmetterlingstraum, von der Freude der Fische, vom Koch Ding und vom Brunnenfrosch. Die zum Teil recht originellen Übersetzungen des Herausgebers sind auf dem neuesten Stand der Zhuangzi-Forschung. Es folgen chinesische Kommentare zu einzelnen Textstücken, die für Nicht-Sinologen bisher weitgehend unzugänglich waren. Das Büchlein schließt mit einer aktualisierten Bibliographie und einem hilfreichen Glossar zu den wichtigsten Grundbegriffen in ihrer poetischen Vieldeutigkeit.

Ein großes Verdienst des Buches ist es deutlich zu machen, dass Zhuangzi verstehen zu lernen heißt, sich selbst verstehen zu lernen. Zhuangzis Wahrheiten sind solche, die sich im eigenen Leben »bewähren« müssen. In den Erläuterungen bringt Jäger eigene Erfahrungen in der Übung des Taijiquan und des Qigong ein. Zu den positiven Punkten des Büchleins zählen auch die Hinweise zu den bisher kaum erforschten schamanistischen Wurzeln des Zhuangzi. Obwohl der Ton der Erläuterungen des Herausgebers manchmal etwas pastoral-erbaulich anmuten mag und man sich den Stil etwas »zhuangziger«, d.h. witzig-spritziger gewünscht hätte, ist das Büchlein insgesamt doch sehr anregend und sehr lehrreich, kurzum sehr lesenswert.

Günter Wohlfart

polylog. Forum für interkulturelle Philosophie 5 (2004).
Online: http://lit.polylog.org/5/sjhwg-de.htm
ISSN 1616-2943
Quelle: external linkpolylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren 10/11 (2004), 212.
Autor: Günter Wohlfart, Wuppertal (Deutschland)
© 2004 Autor & polylog e.V.
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