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Alfred Gläßer: Religionskritik, Glaubensbegründung und interreligiöser Dialog. Vom deutschen Idealismus zu Nietzsche und zur Postmoderne. Regensburg: Pustet, 2000. (Eichstätter Studien. Neue Folge 42) 447 Seiten ISBN 3-7917-1697-2 ![]() Friedrich Pustet Verlag: ![]() Man wird sich fragen dürfen, ob die Interpretation anderer Kulturkreise mit dem Arsenal abendländisch-theologischer Begrifflichkeit einem Dialog im eigentlichen Sinne förderlich sein wird. |
Das Buch des Eichstätter Fundamentaltheologen verfolgt, trotz der im Titel angesprochenen systematischen und historischen Bandbreite, ein genau definiertes Ziel, nämlich die Sondierung der Die eigenwillige Struktur des Buches bringt es mit sich, dass in dessen Hauptteil (Kapitel VI), »Friedrich Nietzsche, Moderne und Postmoderne« (53-392), sich viele Ausführungen finden, von denen auf den ersten Blick nicht ganz einsichtig ist, was sie mit der »Leitfigur« Nietzsche verbindet, etwa die Ausführungen zum »Gott der Religionen« (283-318) und zur Aufgabe der Fundamentaltheologie (319ff). Dem gehen fünf Abschnitte zur Religionskritik des 19. Jahrhunderts voran (D.F. Strauss, Feuerbach, Marx, Jean Paul und Heine, 11-52), die wenig Neues bieten. Das Programm einer theologisch begründeten Evaluierung der Möglichkeit, Positionen der Gegenwartsphilosophie, die sich auf Nietzsches umfassende Kritik beziehen, für einen Dialog der Religionen fruchtbar zu machen, leidet am allzu exemplarischen Umgang mit der Nietzsche-Literatur. Der Autor setzt sich vornehmlich mit der innerhalb der Nietzscheforschung als seriös anerkannten theologischen Studie seines Eichstätter Kollegen Ulrich Willers auseinander (338-344 u.a.), der er auch viel Material entnimmt. Aus den maßgebenden philosophischen Interpretationen wird lediglich Werner Stegmaiers Buch über die Genealogie der Moral besprochen (344ff). Kann man die Genealogie auch als Grundlagenwerk für die sogenannte Postmoderne ansehen, reicht es sicher nicht aus, Stegmaiers Interpretation als ein Beispiel postmoderner Beliebigkeit vorzuführen. Die Attacke auf die Nietzscheauslegungen aus dem Kreis um Josef Simon (vgl. auch Anm. 1153 zu Tilman Borsches Habilitationsschrift) hat besonders die Möglichkeit eines konsequent perspektivischen Philosophierens zum Ziel. Die von vielen Nietzsche-Exegeten geteilte Ansicht, dass Nietzsche den szientistischen Perspektivismus radikalisiere und die Abhängigkeit jeder perspektivischen Weltkonstruktion von einem (je verschiedenen) Standpunkt darlegt, wird in Gläßers Darstellung, mit dem (missverständlich als Aussage Stegmaiers bezeichneten) Satz erläutert, dass Gläßers Nietzschekritik, die die destruktiven Seiten von Nietzsches Denken betont, fußt leider auf völliger Unkenntnis der neueren Nietzsche-Literatur und der Diskussion um eine Hermeneutik von Nietzsches Werk. Selbst Hinweise auf zum Standard der Nietzscheforschung zählende Autoren wie Abel, Gerhardt, Müller-Lauter oder Ottmann fehlen, wichtige Beiträge von theologischer Seite, wie diejenigen von Figl, Köster, Salaquarda oder Schellong, sind nicht berücksichtigt. Es ist – wie ein Blick auf den Stand der Diskussion zeigt – zu einfach, Nietzsches Perspektivismus, der konsequent im Horizont seiner perspektivischen Voraussetzungen formuliert ist, den Widerspruch zur vorausgesetzten Möglichkeit vorzurechnen, angemessene Beschreibungen zu liefern. Das zeigt die neuere Diskussion deutlich, vor allem, was die erkenntnistheoretischen Grundlagen von Nietzsches Kritik betrifft. Die Ablehnung radikaler Perspektivierungen ist allerdings vom theologischen Programm Gläßers her gefordert: Sein Entwurf eines Dialoges der Religionen könnte als exklusiver Inklusivismus angesehen werden, sucht er doch zu zeigen, dass das Christentum in Christus – den er als Man wird sich fragen dürfen, ob die Interpretation anderer Kulturkreise mit dem Arsenal abendländisch-theologischer Begrifflichkeit einem Dialog im eigentlichen Sinne förderlich sein wird. Die Stärke von Gläßers Studie liegt eindeutig nicht darin, die verschiedenen »Religionen« von sich her ins Bild zu rücken. Sein für einen gelungenen Dialog wichtiger Beitrag besteht in der Konturierung einer, nämlich der römisch-katholischen, Gestalt des Christentums als einem Partner im interreligiösen Gespräch. |
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