home
literatur · kurzbesprechungen   
themen literatur agenda archiv anthologie kalender links profil

Nidia Arrobo Rodas & Elisabeth Steffens (Hg.)
Abia Yala zwischen Befreiung und Fremdherrschaft
Der Kampf um Autonomie der indianischen Völker Lateinamerikas

Aachen 2000








Aachen: Wissenschaftsverlag Mainz,
2000.
(Concordia Reihe Monographien 30)
140 Seiten
ISBN 3-86073-696-5

»Dieser Sammelband vermittelt einen kleinen Einblick in die gegenwärtige Debatte über Lage und Aussichten der indianischen Bevölkerung Lateinamerikas, in welcher der vieldeutige, jedoch oft nicht weiter präzisierte Begriff 'Autonomie' eine zentrale Rolle spielt.«

  Dieser Sammelband vermittelt einen kleinen Einblick in die gegenwärtige Debatte über Lage und Aussichten der indianischen Bevölkerung Lateinamerikas, in welcher der vieldeutige, jedoch oft nicht weiter präzisierte Begriff "Autonomie" eine zentrale Rolle spielt. Es handelt sich um eine Auswahl von für ein Symposium des 49. Amerikanistenkongresses (Quito, 1997) erstellten Texten. (Die vollständige, spanischsprachige Dokumentation ist 1998 unter dem Titel En defensa del pluralismo y la igualdad: los derechos de los pueblos indios y el estado bei Abya Yala in Quito erschienen.)
  Im Hauptteil kommen vier Mitglieder indianischer Völker aus Panama, Ekuador, Kolumbien und Guatemala zu Wort. Sie skizzieren jeweils die rechtliche Lage der sogenannten "indigenen Bevölkerung" ihres Landes in Vergangenheit und Gegenwart, charakterisieren die Probleme, die der Verwirklichung der mühsam errungenen, verfassungsmäßig verbrieften ethnischen Minimalrechte entgegenstehen und erklären und begründen die Forderung nach weiter reichender Selbstbestimmung als einzige Garantie für das Überleben und die Weiterentwicklung der indianischen Kulturen in den zwar in vieler Hinsicht unterschiedlichen, jedoch überall monokulturell verfassten Staatswesen Lateinamerikas.
  Zwei einführende Aufsätze (von Giulio Girardi und Carlos F. Marés de Souza) über das "Recht auf solidarische Selbstbestimmung" und die "Selbstbestimmung der Völker und Vielfalt der Rechtssysteme" sowie eine Auswahlbibliographie deutschsprachiger Texte zum Thema vervollständigen diesen Band. Er kann nicht den Anspruch erheben, die gesamte, wesentlich vielfältigere Lage der indianischen Bevölkerung Lateinamerikas darzustellen – man denke nur an die Situation der zahlreichen kleinen Völker im Amazonasbecken, an jene, deren angestammte Territorien durch Verwaltungs- oder Landesgrenzen zerschnitten sind oder an die Millionen, die in den (Groß-)Städten ihres eigenen oder eines Nachbarlandes leben. Jedoch ist er eine gute Einführung in die interethnisch-interkulturelle Problematik der behandelten Länder, die der der meisten übrigen Lateinamerikas ähnelt. Vor allem aber macht er klar, dass das in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gerade aufgrund des härter gewordenen Widerstandes indigener Völker und Organisationen neu sichtbar gewordene "Indioproblem" kein solches ist – und deswegen weder von ihnen allein noch von anderen für sie zu lösen ist –, sondern nur den Beginn eines neuen theoretischen und praktisch-politischen Bemühens darstellt, die hergebrachten Modelle von Demokratie, Staatsbürgerschaft, Menschenrechten und des Verhältnisses von Nation und Kultur in Ländern neu zu bestimmen, in denen die Wunden der Eroberung auch nach fünfhundert Jahren nicht verheilt sind.

Stefan Krotz, Mérida



themen literatur agenda archiv anthologie kalender links profil

home  |  suche  |  sitemap  |  newsletter  |  interphil  |  impressum  |  spenden