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Ion Copoeru, Madalina Diaconu & Delia Popa (eds.)

Person, Community and Identity

Ion Copoeru /
Mădălina Diaconu /
Delia Popa (eds.):
Person, Community and Identity.
Cluj-Napoca:
Casa Cărţii de Ştiinţă,
2003.
339 Seiten
ISBN 973-686-425-1
book cover
Casa Cărţii de Ştiinţă:
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Das vorliegende Buch ist nicht nur das Produkt einer Tagung, die 2002 an der Babeş-Bolyai-Universität in Cluj-Napoca, Rumänien, stattfand, sondern das Ergebnis eines Diskurses, der von zentral- und osteuropäischen Philosophinnen und Philosophen entfacht worden war. Die Herausgeber, Ion Copoeru, Mădălina Diaconu und Delia Popa, sehen die Motivation für das rege philosophische Interesse in der kritischen Auseinandersetzung mit Fragen der Demokratisierung und des gesellschaftlichen Wandels in ihren Heimatländern. Diese Reflexionen, in die auch zahlreiche Denker aus den so genannten »westlichen« Ländern einbezogen wurden, führten notwendigerweise zu den zentralen Themen: Person, Community and Identity.

Die Beiträge stammen aus einem phänomenologischen Kontext, doch fast alle konzentrieren sich auf die Auseinandersetzung mit anderen, z.B. postmodernen, Ansätzen. Die Gliederung des Buches spiegelt die verschiedenen Ebenen der Probleme wider. Beginnend auf der Mikroebene mit verschiedenen Zugängen zur Konstitution des Subjekts gelangt der Leser über die Frage der Gemeinschaft(lichkeit) bis zur Makroebene der Lebenswelten und der allumfassenden Frage der kulturellen Identitätsbildung. Es ist unmöglich, in dieser kurzen Darstellung auf alle interessanten Autoren einzugehen, doch es sollen einige Beiträge hervorgehoben werden, die besonders fruchtbar für den Diskurs rund um Interkulturalität sind.

Eine interessante Darstellung der Subjektkonstruktion liefert Mădălina Diaconu. Sie analysiert den Wert des Geruchssinns für die menschliche Identität und deren narrative Konstruktion. Diaconu zeigt auch, dass Geruch als Quelle rassistischer Vorurteile diente, und weist auf eine Konstitution des Anderen hin, die außerhalb der traditionellen philosophischen Kategorien liegt. Dean Komel geht auf das Spannungsverhältnis von Tradition und technowissenschaftlicher Mobilisierung ein. Diese Problematik kommt nicht nur in Programmen der Entwicklungszusammenarbeit zum Tragen sondern auch in der Identitätsbildung eines (»neuen«) Europas. Das spezifische europäische Kulturbedürfnis ist laut Komel jenes nach Philosophie, das nach einer Anwendung der Freiheit als Tradition verlangt.

Auch Andriy Bogachov setzt an der Frage der Technik an. Er analysiert den Gegensatz zwischen Theorie und Technik und betont, dass die Technik im antiken Griechenland immer der Kunst, nicht den Wissenschaften, zugeordnet wurde. Für die zivilisatorische Identität des Westens scheint jedoch eine Einigkeit von Theorie und Technik essentiell zu sein. Technik ist nicht etwas, das wir benutzen, sondern etwas, das wir als Schicksal erleben – was aber nicht heißt, dass wir uns diesem ohnmächtig hingeben sollten. Bogachov fordert uns zu einer tieferen Auseinandersetzung mit dem Wesen der Technik auf.

Erwähnenswert sind auch einige weitere Beiträge des Abschnitts »Faces of Identity«. Hans Rainer Sepp diskutiert beispielsweise kulturell bedingte Haltungen zu Alterität. Er stellt die abendländische Tradition, geprägt durch die Perspektive und die Dichotomie von Universalismus und Partikularismus, der japanischen gegenüber. Claude Karnoouh beschreibt die Genealogie der Globalisierung und identifiziert die ihr zugrunde liegende abendländische Logik. Mit der zentralen phänomenologischen Idee der Pluralität und der Illusion einer gemeinsamen Welt setzt sich Olga Shparaga auseinander. Ihr Beitrag konzentriert sich auf das Konzept der offenen Identität.

Tina Claudia Chini

polylog. Forum für interkulturelle Philosophie 5 (2004).
Online: http://lit.polylog.org/5/scdct-de.htm
ISSN 1616-2943
Quelle: external linkpolylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren 12 (2004), 142-143.
Autorin: Tina Claudia Chini, London (Großbritannien)
© 2004 Autorin & polylog e.V.
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